Hallo ihr Lieben,
für mein heutiges Autorinneninterview konnte ich die liebe Michelle, die in Kinderbuchkreisen als „Schelli Rehlein“ bekannt ist, gewinnen. Sie steht mir Rede und Antwort und erzählt uns im Interview unter anderem wie es überhaupt zu ihrem Kinderbuch „Marik und Kahil“ kam, wieso ihr Karma so wichtig ist, warum Quastenflosser auch tolle Lieblingstiere sein könnten und welcher heißer (Stuben)Tiger mit ihr derzeit das Bett teilt. Außerdem gibt sie uns einen fantastischen Einblick in ihr derzeitiges Jugendbuchprojekt. Ihr seid neugierig? Na dann wollen wir doch mal schnell loslegen…
Lesetier: Könntest du dich zu Beginn bitte kurz für die Leser vorstellen?
Schelli Rehlein: Hallo, mein Name ist Michelle. Ich bin 1994 in Oberhausen geboren und wuchs fern den Großstädten auf – im idyllischen Willich am Niederrhein. Gemeinsam mit meinem Partner und meinem Kater Lux genieße ich das ruhige, ländliche Kleinstadtleben.
Seit 2016 schreibe ich unter dem Pseudonym Michelle K. Duncan als Autorin in verschiedenen Genre. Zunächst waren es nur Kurzgeschichten für Anthologien, bis ich mich im Sommer 2020 spontan dazu entscheiden hatte, ein Kinderbuch zu verfassen. Für „Marik und Kahil“ habe ich mir das kindlichere Pseudonym „Schelli Rehlein“ zugelegt, damit andere (teils nicht jugendfreie) Arbeiten sich leicht von meinen Kinderbüchern abgrenzen lassen.
Lesetier: Welche Bücher hast du bisher geschrieben?
Schelli Rehlein: Bisher ist – neben Kurzgeschichten in Anthologien – nur mein Kinderbuch „Marik und Kahil“ im Februar 2021 erschienen. Mehr ist aber definitiv in Planung.
Lesetier: Wann und warum hast du angefangen Kinderbücher zu schreiben?
Schelli Rehlein: Da ich generell ein sehr neugieriger Mensch bin und ich gern jedes Genre einmal ausprobieren möchte, war klar, dass ich auch irgendwann mal ein Kinderbuch schreiben möchte. Insbesondere meine Mutter hat mich dann dazu ermutigt.
Die inspirierende Idee für „Marik und Kahil“ lag aber in einer (leider mittlerweile zerrütten) Freundschaft. Die Idee für das Kinderbuch an für sich kam spontan – dennoch hab ich vor dem Schreiben erst einmal noch ordentlich meine Zielgruppe recherchiert und die Unterschiede zur Erwachsenenliteratur gebüffelt.
Mein „Warum“ für „Marik und Kahil“: Ich habe in meinen jungen Jahren schon viele Freundschaften geschlossen und auch leider wieder aufgeben müssen – oft bin ich dabei Menschen begegnet, denen es an Selbstwertgefühlt mangelte, weil sie sich von ihrem Umfeld nicht gewertschätzt oder akzeptiert gefühlt haben, was leider auch vermehrt die Freundschaften beeinträchtigte. Und da viele charakterliche Grundbausteine in der Kindheit gelegt werden, fand ich, es wäre eine kluge Idee, ein Kinderbuch zu schreiben, in denen es um eben genau solche Themen geht – Mut für andere einzustehen, Akzeptanz von Diversitäten und die Wertschätzung und Toleranz für seine Mitmenschen. Aber auch die Selbstliebe. Vielleicht ist es nur ein kleiner Tropfen, aber ich hoffe, dass mein Buch eine kleine Welle schlägt, sodass die nächste Generation viel selbstverständlicher mit ‚Andersartigkeit‘ umgeht – egal welcher Art.
Lesetier: Das sind absolut tolle Gedanken, die dich da angetrieben haben. Was ist dir persönlich bei Kinderbüchern wichtig? Worauf achtest du besonders?
Schelli Rehlein: Wichtig ist mir, dass hinter einer schönen Geschichte auch wichtige Werte vermittelt werden. Kinder zu unterhalten ist wichtig, keine Frage. Ihnen gleichzeitig etwas beizubringen finde ich umso besser. Auch finde ich das Prinzip von Fordern und Fördern wichtig – ich liebe es, wenn ich ein etwas schwierigeres Wort in einem Kinderbuch finde. Weil ich dann weiß, dass es zum Austausch kommt. Ich möchte, dass die Kinder Fragen stellen und sich mit ihren Eltern oder Lehrern über die Dinge unterhalten. Offene Kommunikation mit dem Kind empfinde ich als Wichtig – insbesondere, wenn man dem Kind das Gefühl gibt, ernst genommen zu werden und ihnen etwas, wie beispielsweise schwierige Worte, zuzutrauen, statt sie kleinzuhalten, in dem man sagt: „Das kannst du nicht oder Das verstehst du nicht.“
Lesetier: Bist du hauptberuflich Schriftstellerin?
Schelli Rehlein: Ich bin selbstständige Grafikerin, derzeit auch in Ausbildung zur Lektorin und dabei einen Verlag aufzubauen. Des Weiteren biete ich Neulingen Autorencoachings an – mein Leben dreht sich also rund ums Buch.
Lesetier: Das klingt toll, aber auch nach harter Arbeit! Hast du da überhaupt Zeit zum Lesen? Welche Bücher liest du denn selbst am liebsten und hast du vielleicht auch eine(n) LieblingsautorIn?
Schelli Rehlein: Eine/n generelle/n Lieblingsautor/in habe ich nicht, nein. Ich lese erstaunlich wenig dafür, dass ich selbst Schriftstellerin bin. Und da ich mich selbst gern in vielen Bereichen bewege, lese ich auch die verschiedensten Genres. Was man von mir aber immer erwarten kann, ist, dass ich Referenzbücher lese. Das bedeutet: Je nachdem, welches Genre mein Projekt hat, lese ich auch entsprechende Titel, die meinem ähnlich sind, um einen Eindruck für die Konkurrenz und den Markt zu bekommen. So habe ich schon viele interessante Bücher von zahlreichen Autoren gelesen. Die Kinderbücher von Oliver Scholz haben mir gut geholfen und Jugendbücher von Becky Albertalli und Bill Konigsberg sind für mein aktuelles Werk als Referenzen wichtig. Daneben lese ich oft querfeldein. Die You-Thriller-Reihe von Caroline Keppnes, beispielsweise. Oder Michael Dobbs Vorlage für House of Cards. Stücke von Shakespeare sind mir lieb und teuer. Goethes Faust gehört zu meinen Lieblingen. Und Komödien von Christopher Moore – ein Traum. 🙂
Lesetier: Hast du ein Lebensmotto? Wenn ja, verrätst du es uns?
Schelli Rehlein: „Karma always catches up“ – Karma holt dich immer ein. Da ich nie getauft wurde und auch keiner Glaubensreligion angehöre, habe ich die Erfahrungsreligion des Buddhismus für mich entdeckt und versuche nach Möglichkeit achtsam zu leben. Karma spielt für mich dabei eine große Rolle. Wer also Gutes tut, dem wird auch Gutes wiederfahren. Auch wenn ich noch auf das Gute warte. (lacht)
Lesetier: Was wünschst du dir für die Zukunft?
Schelli Rehlein: Einerseits natürlich, dass viele Kinder Spaß an „Marik und Kahil“ finden.
Für mich persönlich wünsche ich mir aber auch, dass meine weiteren Projekte, also nicht nur eigene Bücher zu schreiben, sondern auch fremde zu lektorieren, sowie Autorenneulinge zu coachen, sie zu unterstützen und zu verlegen, Anklang finden und ich irgendwann meinen Lebensunterhalt mit all dem bestreiten kann, was ich gern tue.
Lesetier: Da drück ich dir ganz fest die Daumen, dass das klappt! Möchtest du uns verraten, an welchem Buchprojekt du gerade arbeitest?
Schellie Rehlein: Gerne 🙂 Derzeit arbeite ich auf Hochtouren an einem „retro“ LGBT-Jugendbuch (Young Adult Contemporary)
Die Kurzbeschreibung: Texas in den 80ern: Der fünfzehnjährige Zachary, ist ein Teenager wie viele andere. Sein Kopf dreht sich rund um seine erste Freundin, die Footballmannschaft der Highschool und die familiären Probleme – aber sicher nicht um Shakespeare. Doch genau mit dem muss er sich nun auseinandersetzen: Denn die Noten des Jocks sind katastrophal und die Teilnahme am Drama Club die Forderung seines Vaters. Dort lernt er Daniel kennen – den charmanten Gastschüler aus Australien. Im Gegensatz zu Zac ist er verdammt beliebt in der Highschool. Das sein Leben von einer Antisozialen Persönlichkeitsstörung beeinflusst wird, bemerkt niemand. Das er anders ist, als seine Mitschüler, weiß Daniel und sein aufrichtiges Interesse gilt bislang nur Shakespeare – doch dann weckt Zac seine Neugier. Zwischen Theaterproben und vertrauensvollen Gesprächen lernen sich die beiden besser kennen und allmählich weckt der Australier Gefühle in Zac, die in seinem konservativen Umfeld nicht toleriert werden … Ein Jugendbuch über Selbstfindung, Homosexualität und das Anderssein im Retrogewand.
Wie man sich schon denken kann, ist ‚Schwul-sein‘ in dem Breitengrad und zu der Zeit ein heikles Thema und die Konflikte werden auch authentisch rausgestellt. Es wird kein „Knuddel-Buch“. Nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass ich neben der „Buntheit“ auch die „Graustufen“ zwischen dem Bösen (Schwarz) und dem Guten (Weiß) beleuchten möchte. Schlüsselfiguren dafür sind Daniel mit seiner APS (Antisozialen Persönlichkeitsstörung) und der alkoholkranke Vater von Zac.
Lesetier: Wow! Das klingt echt nach einem interessanten und auch sehr brisanten Lesestoff. Da bin ich ja sehr gespannt. Nun noch zu meinen „traditionellen“ tierischen Fragen, denn wie du ja schon weißt, bin ich hauptberuflich Tierärztin und in meinen Büchern dreht es sich sehr oft um das liebe „Vieh“. Fangen wir mit der „Grundsatzfrage“ an: Lieber Katze oder lieber Hund?
Schelli Rehlein: Katze! Wie man meiner Vorstellung schon entnehmen kann, habe ich ein Fellball als Mitbewohner – er ist schon stolze Sieben. Da ich, seit ich zwei Jahre alt bin, mit einem Kater aufgewachsen bin, hat sich für mich nie die Frage nach einem Hund gestellt. Dennoch würde ich immer zu einer Katze / einem Kater tendieren. Ich liebe ihr unabhängiges Wesen und hatte immer das Glück, von meinen Katern vergöttert zu werden. Sie sind treue Gefährten gewesen und stehen einem Hund beim Apportieren oder dem Spazierengehen auf dem Campingplatz um nichts nach.
Lesetier: Möchtest du uns vielleicht noch etwas über den besagten Kater erzählen?
Derzeit lebt unser Kater Lux mit mir und meinen Lebensgefährten zusammen. Wir haben ihn von einem Bauernhof aus Österreich nach einem Urlaub mit nach Deutschland genommen, um ihm hier ein Leben zu schenken. Denn in Österreich werden Bauernhofskatzen leider mal schnell vom Traktor erwischt. Wir wissen bis heute nicht, was in dieser Promenadenmischung alles drin ist, aber er ist keine EKH (Europäisch Kurzhaar, gängige Hauskatze in Deutschland, Anmerkung Lesetier). Sein Fell wurde als mittellang eingestuft und er hat Pinselchen an den Ohren. Deswegen auch Lux – von Luchs. Und er ist wirklich ein stattlicher Kater von 6,7kg Masse. Nicht ansatzweise fettleibig – einfach nur ein richtiger Brocken. Noch einen Fun Fact? Gerne! Egal wie warm oder kalt es ist – er liebt es, bei mir unter der Decke in meinem Arm zu schlafen. Schwüle Nächte bei 25°C Außentemperatur stören ihn weniger als mich…
Lesetier: Haha, ja das kenne ich. Meine Katze Stella liegt auch bei 30°C Außentemperatur mitten auf der Terasse und lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Nicht, dass es noch zu kalt wird. Was ist denn dein Lieblingstier? Und warum?
Schelli Rehlein: Eine schwierige Frage. Entgegen meines Pseudonyms sind es nicht Hirsche oder Rehe, auch wenn sie auf den oberen Rängen mitspielen. ;D Spaßeshalber sage ich gern „der Quastenflosser“ – ein faszinierender Knochenfisch, der über Jahrmillionen überlebt hat.
Doch tatsächlich sind es Elefanten. Ihre Intelligenz ist bemerkenswert – sie erkennen sich selbst im Spiegel und der Fakt, dass eine Studie herausgefunden hat, dass sie uns Menschen als „niedlich“ empfinden, ist einfach nur unglaublich witzig. Ein Video, das ich mal in Netz gefunden habe, zeigte auch, wie ein Elefant in einem Nationalpark den Müll von Menschen in einen Abfalleimer entsorgt hat. Ist es nicht irgendwie traurig, dass ein Tier uns Menschen hinterher räumt?
Lesetier: Da hast du wohl recht. Zum Abschluss noch meine Lieblingsfrage: Wenn du ein Tier sein könntest, welches wärst du gern und warum?
Schelli Rehlein: Um ehrlich zu sein: Ich denke jedes Tier hat es von der mentalen Einstellung her besser, als der Mensch. Denn alle Lebewesen haben begriffen, dass der Sinn des Lebens darin besteht, es zu genießen. Es zu leben. Wir Menschen, mit unserer enormen Intelligenz in allen Ehren, haben es hingegen geschafft das zu zerstören, was uns das Leben erst ermöglicht – die Erde. Und wir reißen ganze Ökosysteme mit in den Abgrund. Wir werden immer älter und müssen immer länger arbeiten, um Geld zu verdienen und Dinge zu kaufen, die wir gar nicht brauchen. Ich verachte die Menschen nicht, und ich bin froh einer zu sein, weil ich die Chance habe, etwas anders zu machen. Auch wenn mein Beitrag vielleicht klein ist …
Daher bleibe ich gern ein Mensch und wünsche mir nicht, etwas anderes zu sein, sondern die Welt durch Achtsamkeit zu einem besseren Ort für alle Lebewesen zu machen. Utopisch, nicht wahr?
Lesetier: Liebe Schelli, vielen Dank, dass ich dir Löcher in den Bauch fragen durfte! Es hat total viel Spaß gemacht mit dir und ich wünsche dir alles erdenklich Gute auf deinem weiteren Weg!
Und euch möchte ich natürlich gerne noch erzählen, wie wir Schellis Kinderbuch „Marik und Kahil“ fanden. Hier kommt unsere Rezension:
„Marik und Kahil“ von Schelli Rehlein (erschienen im Catmint Verlag) ist ein wunderbares Buch über Freundschaft und Zusammenhalt. In der Geschichte rettet der junge Hirsch Kahil den kleinen Wolf Marik, der in einem Dachsbau feststeckt, in letzter Minute vor dem Jäger. Zuerst trennen sich ihre Wege anschließend. Doch sie finden erneut zusammen und werden die besten Freunde, trotz dieser doch eher ungleichen Konstellation. Was wird passieren, wenn Mariks Rudel und Kahils Herde von der ungewöhnlichen Freundschaft erfahren? Der Schreibstil der Autorin ist sehr einfühlsam und sie schafft es einen wunderbaren Einblick in die Gefühlswelt und die Unsicherheiten der beiden Protagonisten zu geben. Die Geschichte ist herzerwärmend und fördert gegenseitige Toleranz und Verständnis. Weiterhin ermutigt das Buch die Leser auch auf sich selbst zu vertrauen und nicht zu viel auf die Worte anderer zu geben und sich nicht für andere zu verstellen. Das Cover und die Illustrationen von Malin Hauch sind hinreißend und veranschaulichen diese wundervolle Geschichte schon für die Allerkleinsten. Meine Tochter (3) hörte absolut gespannt zu und konnte gar nicht genug von der Geschichte und den tollen Bildern bekommen, sodass ich ihr das gesamte Buch (immerhin 100 Seiten) an einem Tag vorlesen musste! Fazit: Absolute Leseempfehlung für kleine Lese- und Tierfreunde! Bei dieser tollen Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft und den schönen Illustrationen ist Lesefreude garantiert!