Hallo meine Lieben,
heute habe ich wieder ein brandneues Samstagsinterview für euch. Heute mit der Kinderbuchautorin Susanne Garcia Beier, die uns einen Einblick in ihre Arbeit gibt. Sie erzählt uns von ihren beiden Kinderbüchern, worauf sie beim Schreiben von Kinderbüchern achtet, was ihre drei Lebensmotti sind, an welchen Kinderbuchprojekten sie gerade arbeitet und was ihr an (Stuben-)Tigern so gefällt. Neugierig geworden? Na dann nix wie los:
Lesetier: Hallo Susanne! Könntest du dich zu Beginn bitte kurz vorstellen?
Susanne Garcia Beier: Mit meinen beiden Kindern und meinem Mann wohne ich in der Nähe von Karlsruhe. Eine schöne Gegend – zugleich ländlich und trotzdem sind wir ruckzuck im Stadtgetümmel. Geschrieben habe ich schon immer. Als Kind habe ich kleine Geschichten und Gedichte verfasst. Nach dem Studium habe ich dann eine Zeitlang als freie Journalistin für die Zeitung gearbeitet und nebenher meine ersten Bücher geschrieben. Die waren aber noch nicht für Kinder, das war alles Erwachsenenkram ;-). Heute sehe ich diese Bücher als wichtige Übung, denn ich habe dabei wirklich viel gelernt: Wie man eine Geschichte plant, Figuren charakterisiert und auch, dass das Annehmen der Kritik von Lesern extrem wichtig ist, um sich als Autor zu verbessern. Als ich dann in Festanstellung als Redakteurin gearbeitet habe, war fürs Schreiben nebenher leider nicht mehr genug Zeit. Erst nach einer Pause von rund zehn Jahren und der Geburt meiner Kinder habe ich wieder angefangen, jenseits des Journalismus zu schreiben. Weil ich den Kindern von Anfang an immer viel vorgelesen habe, habe ich meine Liebe zu Kinderbüchern wiederentdeckt. Und weil meine Töchter selbst gerne Geschichten erfinden, haben wir einfach damit angefangen, manches ab und zu aufzuschreiben. Das ist dann Rohmaterial für neue Bücher.
Lesetier: Welche Bücher hast du bisher geschrieben?
Susanne Garcia Beier: „Tung und das Geheimnis der Freundschaft“ erschienen im Bärenstark Verlag (2021) und „Der magische Dachboden“, herausgegeben von Anja Stein/Abenteuer Lesen (2021). Vor den Kindern habe ich unter meinem Mädchennamen auch Krimis und andere Genres (Heyne Verlag, Wartberg Verlag) bedient. Das spannendste Projekt war aber tatsächlich meine erste bezahlte große Geschichte für den Cora Verlag. Eine Liebesgeschichte unter Pseudonym für die Reihe „Tiffany – Lieben und Lachen“. Es klingt vielleicht komisch, aber durch diese Geschichte, die manche vielleichr unter „Bahnhofsheftchen“ einordnen würden, habe ich handwerklich unheimlich viel dazugelernt – speziell wenn es darum geht, mich nicht in Nebenhandlungen zu verzetteln oder schlicht für den Fortgang der Handlung Unwichtiges wegzulassen.
Lesetier: Wann und warum hast du angefangen, Kinderbücher zu schreiben?
Susanne Garcia Beier: Jahrelang hatte ich keine Kinderbücher mehr gelesen – bis dann die eigenen Kinder kamen. Mit meinen Kindern habe ich die Welt plötzlich wieder mit anderen Augen gesehen. Andere Details rücken in den Mittelpunkt, vieles reduziert sich auf das Wesentliche. Dem auch beim Schreiben Rechnung zu tragen, erforderte eine gewisse Umgewöhnung, aber genau das macht den Reiz aus und unheimlich viel Spaß.
Lesetier: Wie häufig die eigenen Kinder doch die Motivation zum Schreiben sind. Was ist dir persönlich bei Kinderbüchern wichtig? Worauf achtest du besonders?
Susanne Garcia Beier: Klarheit. Kinder verstehen beispielsweise bis zu einem bestimmten Alter noch keine Perspektivwechsel, das bringt sie durcheinander. Auch Zeitsprünge sind schwierig – Rückblenden stiften Verwirrung. Dadurch kann die Lust am Lesen verlorengehen. Außerdem habe ich festgestellt, dass Kinderbücher eine ordentliche Portion Humor und Spannung vertragen; zu lieb und brav wird schnell langweilig. Kinder lachen und gruseln sich gleichermaßen gerne und sie freuen sich, wenn sie sich in den Figuren wiedererkennen. Die meisten Kinder lachen über ähnliche Dinge und haben ähnliche Probleme innerhalb der Schule und der Familie. Dies so abzubilden, dass die Kinder sich abgeholt fühlen, versuche ich, so gut es geht. Das gelingt mir allein meistens nicht hundertprozentig. Deshalb frage ich dann meine Kinder, wie sie sich in bestimmten Situationen fühlen würden, was sie tun oder wie andere sich wohl verhalten würden. Da kommen manchmal für mich sehr erstaunliche Antworten. Erstaunlich deshalb, weil sie oft viel einfacher sind, als ich mir das so denken würde. Als Erwachsene neigen viele von uns dazu, Dinge zu verkomplizieren. Wir haben vergessen, dass bestimmte Situationen aus kindlicher Perspektive betrachtet sehr viel einfacher lösbar und überhaupt nicht so verzwickt sind, wie wir Erwachsenen das vielleicht glauben.
Lesetier: Bist du hauptberuflich Schriftstellerin?
Susanne Garcia Beier: Seit Anfang 2020 bin ich komplett freiberuflich unterwegs. Inzwischen nimmt die Arbeit an neuen Kindergeschichten den Großteil meiner Arbeitszeit in Anspruch. Trotzdem muss ich nebenher auch noch journalistisch arbeiten oder andere Textaufträge abwickeln. Denn um als Kinderbuchautor so richtig steinreich zu werden braucht man viel Geduld, viel Durchhaltevermögen, viel Fleiß, viele tolle Bücher und wahrscheinlich auch ein Quäntchen Glück. Aber wir arbeiten daran.
Lesetier: Ich bezweifle ja fast, dass man als KinderbuchautorIn „steinreich“ werden kann. (lacht) Woher holst du dir die Inspirationen für deine Bücher?
Susanne Garcia Beier: Von den Kindern, aus dem Alltag, aus lustigen Situationen und komischen Gedankenspielen. Wir reden zuhause auch oft einfach nur Quatsch und amüsieren uns darüber. Manchmal kommt bei so einem Quatschgerede auch etwas heraus, bei dem dann einer von uns sagt: „Schreib das mal auf, das ist witzig, das könnten wir doch super irgendwo einarbeiten!“
Lesetier: Das klingt sehr lustig und schön, wenn die ganze Familie Spaß am Bücherschreiben hat. Welches deiner bzw. eurer Bücher möchtest du uns besonders empfehlen und warum?
Susanne Garcia Beier: „Tung und das Geheimnis der Freundschaft“ möchte ich euch besonders ans Herz legen. Ich mag das Buch deshalb so sehr, weil es Alltagsgeschichten sind, wie jedes Kind sie auf ähnliche Weise erleben könnte. Beim Vorlesen und auch durch viele positive Rückmeldungen habe ich gemerkt, dass Kinder sich darin wirklich wiederfinden, und dieses Feedback hat mich unheimlich gefreut.
Lesetier: Hast du ein Lebensmotto? Wenn ja, verrätst du es uns?
Susanne Garcia Beier: Eigentlich habe ich drei – die ich je nach Situation immer abwechselnd nutze, um mich zu motivieren. Das eine ist ein Teil eines Spruches aus dem Sanskrit, der vor über zehn Jahren einmal in der Tageszeitung abgedruckt war und den ich mir dann ausgeschnitten und an den Küchenschrank geklebt habe. Da hängt er heute noch. Dort heißt es: „Achte gut auf diesen Tag, denn er ist das Leben.“ Man könnte jetzt meinen, dass dieser Satz im Prinzip dasselbe sagt, wie „Carpe Diem“, aber das empfinde ich persönlich nicht so sehr in der Richtung, dass ich unbedingt die Zeit nutzen und mit allem möglichen vollstopfen muss. Mir sagt „Achte gut auf diesen Tag, denn er ist das Leben“ eher, dass ich negative Gefühle in manchen Situationen hinterfragen sollte. Wenn so ein Tag ist, an dem die schlechte Laune schon kurz nach dem Aufstehen um sich greift, dann sage ich mir: „Achte gut auf diesen Tag, denn er ist das Leben“, weil mir das sagt: Ja, dieser Tag ist das Leben, und wenn ich diesen Tag in Groll und mieser Stimmung vertue, weil ich mich über Kleinigkeiten aufrege – lohnt sich das dann? Sicher nicht.
Motto zwei ist der Satz, den wahrscheinlich fast jeder schon einmal gehört hat: „Erfolgreiche Menschen haben wesentlich mehr Misserfolge im Leben als erfolglose.“ So motiviere ich mich, Dinge auch einfach einmal auszuprobieren in dem Wissen, dass es auch schiefgehen kann. Aber es könnte eben auch klappen. Und würde ich es nicht ausprobieren, würde ich niemals erfahren, ob es geklappt hätte, und ich nehme mir die Chance auf Erfolg schon allein dadurch, dass ich es aus Angst vor dem Misserfolg gar nicht erst versuche. Wenn es dann bei neun Versuchen schiefgeht, aber beim zehnten klappt, ist es super. Dann hatte ich zwar neun Misserfolge, aber auch einen Erfolg.
Wenn etwas nicht klappt, greift nahtlos mein drittes Motto: „Komm nicht auf Scherben zum Stehen.“ Das ist eine Textzeile aus dem Lied „Hey“ von Andreas Bourani. Ich bin jetzt per se nicht unbedingt erklärter Bourani-Fan – aber diese Textzeile finde ich grandios. Denn: Was hilft es denn, auf den Scherben stehenzubleiben, wenn etwas zerbrochen ist? Nichts – es tut im Zweifel nur weh (mindestens an den Füßen). Also muss man halt weitergehen. Klingt so simpel und banal – aber mir hilft das immer, wenn einmal wirklich alles so richtig blöd gelaufen ist.
Lesetier: Super! Die gefallen mir wirklich alle drei ausgesprochen gut! Was wünschst du dir denn für die Zukunft?
Susanne Garcia Beier: Dass meine Kinder im Laufe ihres Lebens Menschen begegnen, mit denen sie unbeschwert sie selbst sein, aus vollem Herzen lachen und auf die sie sich verlassen können.
Lesetier: Das ist ein wunderschöner Wunsch. Möchtest du uns noch verraten, an welchem Buchprojekt du gerade arbeitest?
Susanne Garcia Beier: Derzeit arbeite ich an zwei Kinderbuchprojekten – eines hat mit ziemlich vielen sprechenden Tieren zu tun. Und das andere dreht sich um eine Mädchenfreundschaft, die eher etwas holprig beginnt, und bei der außerdem auch Schokolade eine wichtige Rolle spielt.
Lesetier: Oh, ich stehe ja auf Schokolade! Aber noch mehr interessieren mich die sprechenden Tiere, und das kommt nicht von ungefähr, denn ich bin hauptberuflich ja Tierärztin und daher kommen wir nun zu den speziell tierischen Fragen: Als Erstes die „Grundsatzfrage“: Hund oder Katze und warum?
Susanne Garcia Beier: Eindeutig Katze. Hatte ich früher schon, und ich habe sie geliebt wie verrückt. Leider hat es mein Mann nicht so mit Katzen. Deshalb haben wir bisher keine gemeinsame. Hunde sind nicht so sehr mein Fall. Ich glaube, bei mir wäre der Hund der Chef – und das ist nicht so gut. Ich mag Katzen, weil sie eigensinnig sind und einfach ihr Ding machen.
Lesetier: Was ist denn dein Lieblingstier? Und warum?
Susanne Garcia Beier: Wenn das ginge, hätte ich gerne einen echten Tiger als Haustier. So eine große Katze wäre zum Schmusen doch das Allerbeste! Aber ich glaube, das wird wohl nichts werden 😉 Total witzig finde ich auch Koboldmakis, weil die so riesige Augen haben.
Lesetier: Ein Tiger. Soso. (lacht) Und zum Abschluss noch meine Lieblingsfrage: Wenn du ein Tier sein könntest, welches wärst du gern und warum?
Susanne Garcia Beier: Ich wäre tatsächlich gerne eine Katze, weil ich glaube, dass man sich als schnurrende Katze ziemlich gut verwöhnen lassen kann. Und wenn man seine Ruhe haben will, dann geht man einfach weg.
Lesetier: Ich denke auch, dass eine Katze zu sein eine gute Wahl ist, allerdings sollte man sich wohl am besten auch noch den Wunschhaushalt dazu aussuchen. (lacht) Liebe Susanne, die Zeit verging wie im Flug, ich danke dir sehr, dass du dir Zeit für uns genommen hast und wünsche dir weiterhin ganz viel Freude und auch Erfolg mit deinen Kinderbuchprojekten!
Und nun möchte ich euch natürlich unbedingt noch verraten, wie mir Susannes Buch „Tung und das Geheimnis der Freundschaft“ gefallen hat, denn ich durfte es für euch probelesen. Hier kommt meine Rezension:
„Tung und das Geheimnis der Freundschaft“ von Susanne, Emma und Lea Garcia Beier ist ein schönes (Vorlese-)Buch, in dem wichtige Werte wie wahre Freundschaft, Hilfsbereitschaft und verständnisvolles Miteinander vermittelt werden. Das Cover ist ansprechend gestaltet und einige Illustrationen in Graustufen lockern den Text auf und untermalen die Geschichte. Zu Beginn des Buches werden Tung und seine Freunde vorgestellt. Anschließend kann jede der 5 Geschichten unabhängig voneinander gelesen werden. Die Geschichten habe eine angenehme Länge zum Vorlesen und sind daher in meinen Augen auch sehr gut für Erstleser geeignet. Tungs Familie stammt aus Vietnam, und daher fließen einige Elemente aus dieser Kultur mit in die Geschichten ein, was die alltagsnahen Geschichten nochmal sehr aufwertet und besonders interessant macht. Zu den Geschichten: In der ersten Geschichte lernen wir Tung und seinen Freund Hannes etwas besser kennen. In dieser Geschichte wird Tungs neuer Roller geklaut. Ob sie diesen wiederfinden? In der zweiten Geschichte wird die Freundin von Tungs großer Schwester versehentlich im gruseligen Schulkeller eingesperrt. Tung hat eine tolle Idee, wie er ihr helfen könnte. Was das wohl ist? In der dritten Geschichte verunglückt Hannes mit seinem Roller und muss anschließend einen Gips tragen und das in den Ferien! Ob Tung eine gute Idee hat, um Hannes aufzuheitern? In der vierten Geschichte bekommt Tung eine Brille. Damit kann er sich aber so gar nicht anfreunden. Was soll Tung nur tun? Ob seinen Freunden etwas einfällt, damit er sich besser fühlt? In der letzten Geschichte passiert ein bedauerlicher Unfall, der dazu führt, dass Linh (Tungs Schwester) und ihre beste Freundin einen großen Krach haben. Ob sich die beiden wieder vertragen? Und was sagt Tung zu dem doofen Streit? Fazit: Lesenswerte Geschichten, die Kindern ein postives Miteinander vermitteln. 💕📖